"Dann eben mit Gewalt?"
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Streit und Auseinandersetzungen zwischen Schülern gibt es wohl schon so lange wie es Schule gibt. Ist aus dem harmlosen Raufen von früher inzwischen Brutalität geworden? Sind Beleidigen und Ausgrenzen von Schwächeren schon Formen von Gewalt? |
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Rektor Rainer Kunkel an diesem Abend: Ich denke, Gewalt beginnt in kleinen Anfängen...Immer dann, wenn Menschen anderen Menschen ihren Willen, ihre Meinung, ihre Sichtweise der Welt aufzwingen wollen, dann beginnt Gewalt. ... Gewalt ist oft nicht sofort zu erkennen, sie ist schleichend, versteckt; sie steckt nicht nur in Fäusten, sondern auch in Sätzen und Wörtern; sie steckt in unseren Köpfen....Unser Grundgesetz gibt uns in Artikel 1 und 2 klare Richtlinien. Es fordert, die Würde des Menschen zu achten und spricht jedem das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit zu. ... Lehrer müssen die Würde ihrer Schüler achten, aber Schüler und Eltern müssen auch die Würde des Lehrers achten.... Alle brauchen den gegenseitigen Respekt voreinander..., um in einem lebenswerten Miteinander leben zu können." |
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Das Echo in der örtlichen Presse: Was kann jeder Einzelne anders machen? |
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Gemünden. Noch unter dem Eindruck der grausamen Ereignisse im September in New York und im April in Erfurt standen die Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Gemünden, als sie den Themenabend »Dann eben mit Gewalt?« erarbeiteten. Von allen Seiten beleuchteten sie die Ursachen und Wirkungen, die durch gezielte hämische Worte entstehen, andere verletzen und zu unkontrollierten, aber auch überlegten Tätlichkeiten führen können. ... Eine ungewohnte Stille herrschte in der vollbesetzten Aula, als Lehrer Rainer Steck kommentarlos auf dem Overheadprojektor Schilder mit Begriffen wie lästern, anmachen, grausam, Angst, Entsetzen, grinsen und lachen auflegte, sie mischte, sodass am Ende das Wort »Gewalt« herauskam. Ohne Pause spielten und sangen Schüler und Lehrer die Texte, die Robert Werner geschrieben und vertont hatte. Lieder und gespielte Worte zum Thema Gewalt, die nicht nur in den Fäusten, sondern auch in den Köpfen stecke. Eine Tafel zeigte auf, wozu Hände gebraucht würden: Sie können schlagen und zerstören, aber auch stützen und streicheln sowie Freundschaft schließen: »Sie tun das, was jeder von sich aus zulässt.« Fotos, Lieder und Texte »Immer sind die anderen schuld«, hieß es in einem der Lieder, aber auch «Warum schaut ihr nur zu?«, »Warum wehrt der sich nicht?« und »Zugucker, Anheizer«. |
Tagebuchaufzeichnungen einer Schülerin, die den Schulalltag mit den Belastungen ihrer Familienmisere beginnt: anrührend und nachdenklich stimmend. Dias begleiteten die gespielten Texte, zeigten aber auch Aufnahmen des Terroristen Osama bin Laden, von trauernden Menschen in New York und wortlosen Umarmungen. Der Schulchor, verstärkt durch einige Lehrkräfte, sang beeindruckend unter anderem »Fragen, Fragen ohne Zahl«.... Fehlende Zivilcourage und Toleranz waren ebenfalls ein Thema an diesem Abend, aber auch die Streitschlichter aus den Reihen der Schüler, die bereit stehen, um durch Gespräche mit den Betroffenen eine Konfliktlösung zu finden. Mit Gleichaltrigen über ihre Probleme zu reden sei einfacher, so der Tenor der Jugendlichen. Kunkel dankte allen Mitwirkenden ausdrücklich für ihren engagierten Einsatz. Schulrätin Charlotte Renner brachte das auf den Punkt, was alle Besucher empfanden: Sie sei tief beeindruckt von dem Gesehenen und froh, dass diese »Chance zum Nachdenken und sich gemeinsam auf einen Weg zu begeben für ein friedliches Miteinander« geboten wurde. An die Eltern gerichtet meinte sie: »Wir brauchen Sie, es wird besser, wenn wir alle zusammen arbeiten!«. Von den Schülern gestaltete Infowände im Foyer luden zum Betrachten und zur Diskussion ein. |
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Der Schulchor, verstärkt durch einige Lehrkräfte, sang beeindruckend unter anderem »Fragen, Fragen ohne Zahl«. | |||
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Eine Tafel zeigte auf, wozu Hände gebraucht würden: Sie können schlagen und zerstören, aber auch stützen und streicheln sowie Freundschaft schließen: »Sie tun das, was jeder von sich aus zulässt.« | |||
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