"Eltern und Lehrer ziehen gemeinsam an einem Strang"

Eltern und Lehrer ziehen an einem Strang- Umgang mit verhaltensschwierigen Kindern und Jugendlichen“. Dies war das Thema eines Vortrages am Montagabend, 8. März, in der Aula der Hauptschule Gemünden. Dazu eingeladen hatte der Elternbeirat der Hauptschule- und gut hundert Interessierte waren gekommen.
Der Referent des Abends, Werner Gratzer, ist Rektor einer großen Regensburger Hauptschule, Lehrbeauftragter an der Universität Regensburg, Buchautor und in der Lehrerfortbildung tätig. Am Nachmittag hatte Gratzer, ebenfalls in der Aula der Hauptschule, bereits vor etwa 60 Lehrkräften aus Grund-, Haupt- und Förderschulen des Kreises Main-Spessart referiert. Das Thema: „Lehrer motivieren Schüler- und wer motiviert die Lehrer?
Mit griffigen, anschaulichen Beispielen fesselte der Referent zwei Stunden lang seine Zuhörer und konnte so mühelos seine pädagogischen Inhalte „an den Mann und die Frau bringen“
.„Eine intakte Familie ist die beste Vorbeugung gegen aggressives Handeln“. Mit dieser These unterstrich er die Bedeutung des erziehlichen Lernens am Vorbild und appellierte er an die Eltern,sich ihrer erziehliche Verpflichtung bewusst zu sein.

Wenn nach neuesten Erkenntnissen in Ballungsräumen etwa 50 Prozent der Familien zerbrächen, bleibe dies natürlich nicht ohne Folgen für die Kinder.Weitere Ursachen für die Entstehung und Verstärkung von aggressivem Verhalten seien zu suchen in der egozentrischen Denkweise unserer Gesellschaft, dem hohen und oft unkontrollierten Medienkonsum von Kindern, in der zunehmenden Werteverschiebung und zunehmend schwierigen Verhältnissen im schulischen Bereich.

Gratzer, selbst Übungsleiter im Handball, unterstrich die Bedeutung von Sportvereinen aller Art für das soziale Lernen von Kindern und Jugendlichen und warnte die Eltern davor, ihr Kind durch zu hohe Erwartungen oder eine falsche Schullaufbahn zu überfordern.
Im Bereich Schule betonte er, wie wichtig ein offener Umgang von Schülern, Eltern und Lehrkräften miteinander für eine effektive Erziehung sei. „Geraten die Beziehungen zwischen ihnen aus dem Gleichgewicht, kommt es unweigerlich zu Spannungen.“
Im weiteren Verlauf des Abends ging der Referent auf die besonders problematische Altersphase der Vorpubertät ein, wenn der Eltern-Kind-Dialog immer schwieriger wird, aber trotzdem unbedingt aufrecht erhalten werden muss. Er empfahl den Eltern, wenn das Gespräch nicht mehr möglich sei, es einmal mit einem schriftlichen Meinungsaustausch zu versuchen. Im schulischen Bereich hätte sich bei scheinbar nicht mehr „erreichbaren“ Schülern der „Verstärkervertrag“ bewährt, in dem konkrete Verhaltensziele mit einer Belohnung gekoppelt seien.

Während der Referent seine Informationen gerne und erfolgreich in humorige Beispiele „verpackte“, brachte er am Ende seiner Ausführungen seine Zuhörer in eine fast meditative Stimmung. Zu leiser Hintergrundmusik präsentierte er schlagwortartig eine Reihe teils provokativer Thesen, wie „Erziehung, das ist das Einfachste auf der Welt- mit erzogenen Eltern“ und entließ sie mit abschließenden ermutigenden Ratschlägen, wie „Nicht nur Ihre sind so!“ Seine Ausführungen fasste er zusammen in dem Satz: “Jedes Kind, das Probleme macht, hat Probleme.“