Suchtprävention mal anders

Das große Ziel aller ist natürlich, den Schulabschluss erfolgreich zu meistern. Aber als die SchülerInnen dere Klasse M7 genauer überlegten, fielen ihnen noch eine Menge andere Ziele ein, die sie als ganze Klasse haben: sich füreinander einsetzen, ein gutes Team sein, bei Konflikten Streit schlichten ,die Mitschüler respektieren, zusammenhalten. All das macht die Klasse zu einer starken Klasse.

Beim Projekttag „Soziales Kompetenztraining“ hatte die M7 der Hauptschule Gemünden unter Anleitung von Sozialpädagogin Ellen Herkommer und Referendarin Manuela Müller einen Vormittag Zeit, sich intensiv mit diesen Themen auseinanderzusetzen.
Siebtklässler befinden sich in einer schwierigen Lebenssituation. Nicht mehr richtig Kind, aber auch noch nicht erwachsen, sucht ein Heranwachsender in diesem Alter nach neuer Orientierung. Diese Suche bringt viele Unsicherheiten mit sich: körperliche Veränderungen in der Pubertät, Ablöseprozesse von der Familie, neue Freiheiten, neue Gefühle, erste Liebe – diese Phase des Umbruchs braucht neue Anker: Freunde werden zum wichtigen Bezugspunkt im Leben der Jugendlichen. Gruppendruck, Unsicherheiten, Konflikte und Ängste, nicht mithalten zu können, setzen die Jugendlichen einer Situation aus, in der sie Gefahr laufen, sich bei leicht verfügbaren legalen wie illegalen Rauschmitteln Entlastung zu verschaffen.Sinnvolle Suchtprävention setzt daher genau an diesen Entstehungsbedingungen von Sucht an.

Forschungen haben gezeigt, dass „Lebenskompetenz“ mitentscheidend ist, ob jemand suchtgefährdet ist oder nicht. „Lebenskompetent ist derjenige, der „nein „sagen kann, der Konflikte aushalten und austragen kann, der sich seiner Stärken und Schwächen bewußt ist, der Selbstvertrauen hat und sich selbst mag, der kritisch und kreativ denkt und Probleme löst und dem es leicht fällt, Beziehungen mit anderen Menschen aufzubauen und zu erhalten. Eben diese Fähigkeiten wollen wir im „Sozialen Kompetenztraining“ mit den Schülern trainieren“ so Herkommer.

Zurück zur M7 in der Hauptschule Gemünden und ihrem Projekttag:
In einer doppelstündigen Vorbereitungseinheit setzten sich die Schüler anhand von Comics, die die Vorlagen für Rollenspiele darstellten, mit den Gründen und Ursachen für Süchte auseinander. „Wie kommt es überhaupt zu einer Sucht?“ war hier die zentrale Frage, aber auch „Wie gehe ich selbst mit Problemen und schlechten Gefühlen um?“

Beim folgenden Projekttag am 17.11.08 stand vor allem das Thema Klassengemeinschaft im Vordergrund. „Was sind die Stärken unserer Klasse und was können wir noch verbessern?“ waren zwei Fragen, die die Schüler in Kleingruppen beantworteten und auf einem Plakat zusammenstellten. Zusammenhalt ist besonders wichtig, das wurde bei der „Schmelzenden Eisscholle“ klar – bei dem Spiel mußten sich alle Schüler zusammen auf immer weniger Stühle „retten“. Das Ziel des Spiels konnte nur erreicht werden wenn alle „gerettet“ waren. Die M7 war erfolgreich – 21 Schüler auf sechs Stühlen, alle auf der sicheren Eisscholle, keiner im eisigen Wasser!

Spannend war auch der „Thron“ – je ein Schüler durfte König spielen und sich von seinen Mitschülern rückmelden lassen, was sie an ihm mögen. Nach anfänglicher Überwindung zeigte sich hier, wie sehr positive Botschaften an die Mitschüler das Selbstwertgefühl stärken. Schließlich wächst das Selbstbewußtsein nicht von selbst, es muß durch positive Rückmeldungen von Anderen gestärkt werden, erfuhren die Schüler.

Gar nicht so einfach war dann auch, sich selbst mal auf die Schulter zu klopfen. „Was finde ich eigentlich gut an mir? Was kann ich gut?“ waren zwei Fragen, die die Schüler für sich bearbeiteten. Dabei fiel auf, dass es viel leichter ist, die negativen Seiten an einem selbst zu benennen – mit denen wird man viel häufiger konfrontiert. So tut es doch mal gut, die eigenen Stärken klar zu benennen und sich bewußt zu machen: „Ich bin nicht schlecht und ich kann dazu stehen.“

Am Ende von vier Stunden gemeinsamen Projektes war das Fazit durchweg positiv. „Ich denke, wir sind heute mehr zusammengewachsen!“, „Wir müssen zusammenhalten, denn das macht die Klasse stark!“ „Man muß andere auch mal loben!“ „Mir hat der Tag Mut gemacht!“ waren einige Rückmeldungen auf Seiten der Schüler. Auch die beiden Projektleiterinnen waren zufrieden: „Ich denke, der Projekttag hat die Klasse richtig stark gemacht. Außerdem hat es auch uns viel Spaß gemacht!“

Die Durchführung der Projekte zum „Sozialen Kompetenztraining“ der PsB Lohr ist der finanziellen Unterstützung durch die Sparkasse Mainfranken und die Firmen Warema, Energie, Bosch Rexroth und Hofmann Personalleasing im Landkreis Main-Spessart zu verdanken.

Kontakt und Anmeldungen:

Ellen Herkommer, Dipl.-Sozialpädagogin (FH) und Beauftragte für Suchtprävention
Psychosoziale Beratungsstelle (PsB) Lohr,
Sucht- & Drogenberatung
Tel.: 09352-843127