Stolpersteine gegen das Vergessen

Am Montagmorgen, 28. September, werden in Gemünden sogenannte "Stolpersteine" verlegt, Gedenksteine für jüdische Mitbürger aus Gemünden, welche die Schreckensherrschaft des Nazi-Regimes nicht überlebt haben. Wolfgang Weinig, Lehrer an der Hauptschule, hat sich in der Vorbereitung dieser Aktion engagiert und seiner Anregung ist es zu verdanken, dass die Hauptschule eine Patenschaft für einen der Gedenksteine übernimmt.
Die SchülerInnen sollen natürlich wissen, wofür sie einen kleinen Geldbetrag von ihrem Taschengeld abzwacken sollen. Und Rektor Kunkel machte ihnen eindringlich deutlich, wie wichtig es ihm sei, dass jeder von ihnen einen wenn auch noch so kleinen Betrag spendet und damit unterstreicht, dass er hinter dieser Patenschaft steht.
In einer einstündigen Veranstaltung in der Aula wurden zunächst die 5. bis 7. Klassen, dann die 8. bis 9. Jahrgangsstufen über die Aktion und das Schicksal einer jüdischen Familie informiert. Das Ehepaar Sichel überlebte das KZ Theresienstadt nicht.

Herr Weinig erzählte seinen Zuhörern in packender und eindringlicher Weise, wie ein Gemündener Mitbürger, der sogar von 1925 bis 1928 als Stadtrat tätig war, samt seiner Ehefrau schrittweise entrechtet, deportiert und schließlich umgebracht wurde. Nach dem Erlass der Nürnberger Gesetze, so verdeutlichte er den gebannt lauschenden SchülerInnen, wurde den Juden der Alltag zunehmend erschwert, sie selbst wurden immer mehr ihrer Menschenwürde beraubt: Keine ärztliche Betreuung mehr, kein Schulbesuch, Radiogeräte mussten abgegeben werden, in der Öffentlichket mussten sie sich mit dem sog. Judenstern zu erkennen geben.
Die weiteren Schritte der Entrechtung, vor allem nach der sog. "Reichskristallnacht", zeigt das linke Bild. Das Ende war schließlich ihre Ermordung im KZ Theresienstadt am 22. Februar 1943.

Bilder aus dem KZ Theresienstadt

Die Schüler verfolgten die Informationen sichtlich beeindruckt.

Dies ist das Motto des Aktionskünstlers Gunter Demnig, der seit 1992 in inzwischen 480 deutschen Städten seine "Stolpersteine" verlegt hat, teils gegen erheblichen Widerstand.

Am Montag wird Gunter Demnig dies auch in Gemünden tun.

An einer Informationswand in der Aula können die Schüler Details nachlesen. Wolfgang Weinig hat sie mit seinen Kollegen Werner Wolf und Alexander Ködel erstellt.
Ulf Fischer aus Langenprozelten, für Gemünden der Hauptinitiator der Aktion, hat den Großteil der Recherchen zu den Schicksalen der sechs ermordeten Juden geleistet, für die nun je ein Stolperstein verlegt wird.
Er informierte die Zuhörer am Schluss über die Konsequenzen für die in Gemünden für das Verbrechen Verantwortlichen. Sein ernüchterndes Resümee: Es gab 1947 zwar einen Prozess gegen die Hauptakteure in der Reichskristallnacht in Gemünden, in der die Synagoge an der Plattnersgasse angezündet und der kleine Schuhladen wie auch die Wohnung der Sichels zerstört wurden. Der Prozess kam aber auch wegen des sich anbahnenden Kalten Krieges nie zu einem wirklichen Ende, keiner der angeklagten Täter wurde verurteilt.