Dass auch in unserer Zeit allzu vielen eine Herberge, ein Dach über dem Kopf fehlt, wurde von Wolfgang Weinig eindringlich geschildert:

"Obdachlose – Menschen, auch Menschen, wie du und ich.
Sie brauchen unsere Beachtung, unsere Achtung.
Aber auch noch sehr viel anderes können wir tagtäglich erleben: Leid und Elend, Angst und Verletzung anderer.
Bilder tauchen so vor unseren Augen auf:
Ängstliche Kinderaugen, weit aufgerissen, Hände strecken sich uns entgegen, betteln um etwas Nahrung.
Scheue Augen von Nachbarn, die allein und zurückgezogen leben. Niemand besucht sie, schon gar nicht an Weihnachten.
Suchende Augen, die im Müll unserer Wohlstandsgesellschaft nach noch Brauchbarem suchen, um überleben zu können.
Hasserfüllte Augen von Menschen, die sich streiten - manchmal nur um Kleinigkeiten.
Wehmütige Augen von Menschen, die sich all unseren Reichtum nicht leisten können und mit einem Existenz-Minimum auskommen müssen.
Auch bei all diesen Menschen muss es ein Weihnachten geben. Bald! Jetzt!"


Solche Gedanken greifen auch zwei Klassiker des Popmusik auf: "Another day in paradise" und "Heal the world". Zum besseren Verständnis wurden die englischsprachigen Lieder durch Bilder und Stichworte auf Deutsch veranschaulicht.


Wechselnde Solisten und ein dreistimmiger Schüler-Chor, unterstützt von einigen Lehrkräften, sangen mit erkennbarer Freude diese beiden Hits. Dass sich Schüler zutrauen, vor so vielen Zuhörern alleine zu singen, verdient wirklich volle Anerkennung.

Und wer skeptisch schaute, als die "Orffer" zum Einsatz ihre Schlegel hoben, musste sich davon überraschen lassen, wie voll und rund der "ungewöhnliche Sound" war.

Die Kontrabassstäbe füllten den Kirchenraum unverstärkt mit einem warmen, runden Klang, der einen E-Bass überhaupt nicht vermissen ließ.
Hatten diese Beiträge die Herbergsuche der Bibel gleichsam neben das vergleichbare Problem der im sozialen Abseits Stehenden unserer Tage gestellt, so führte nun das Gedicht "Wisst ihr noch wie es damals war?" von Hermann Claudius die biblische Geschichte weiter. Von Schülern der Klasse G5 (verantwortlich Cornelia Schubert) im Wechsel vorgetragen, erzählt es die Verkündigungsszene bei den Hirten auf dem Felde.

Wie das Neue Testament davon berichtet, erfuhren die Zuhörer dann aus dem Lukasevangelium.

Wie eine moderne Version des Hosianna-Gesanges der Engel bei der Verkündigungsszene mag es manchen Zuhörer angemutet haben, als der Chor den fetzigen afrikanischen Gospelgesang "Sanna sananina" a capella anstimmte , ergänzt durch rhythmisch raffinierte Einschübe des Schlagzeugs und von Djemben, einer afrikanischen Trommel . Noch einmal abschließend beschrieb das Lied: "Gott kommt nicht hoch zu Ross,... kommt zu uns zu Fuß, geht mit, will bei uns sein." die weihnachtliche Botschaft.
Spätestens jetzt trauten sich auch die letzten in Beifall auszubrechen und den Akteuren so zu zeigen, wie sehr ihnen die Darbietungen gefallen hatten.
Ein Segensgebet schloss die eigentliche Weihnachtsfeier ab. Rektor Kunkel dankte allen Beteiligten für die gelungenen Beiträge und lud ein, den Abend vor der Kirche ausklingen zu lassen.
Gemeinsam mit dem Chor sangen abschließend alle das Weihnachtslied "Oh du fröhliche" und verließen nach einer Stunde besinnlicher und kritischer Gedanken, weihnachtlicher Lieder und fetziger Popballaden die Kirche.
Gerne nahmen die Besucher nun das Angebot an, sich bei einem Glas heißen Glühweins und einem Fettbrot oder Käsebrot noch etwas über die Eindrücke der vergangenen Stunde zu unterhalten. Dass dabei mit Lob wahrlich nicht gespart wurde, freut die Akteure und die Verantwortlichen natürlich besonders. Die ZehntklässerInnen mit ihrer Hauswirtschaftslehrerin Eva Breitenbach hatten die Versorgung trotz des Ansturms voll im Griff. Auch sie trugen mit ihrer Arbeit bei zu einem gelungenen Abend kurz vor den Weihnachtsferien, an dem die Hauptschule Gemünden zeigen konnte, was Hauptschüler auf musischem Gebiet zu bieten haben.
<<<zurück